09/11. 2016
Rudi Kargus
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Rudi Kargus malt kraftvoll, ausdrucksstark und bevorzugt dabei große Formate. Befreit von Zwängen vergangener Zeiten, konzentriert er sich auf selbst gesuchte Herausforderungen in der Malerei, die heute sein Leben bestimmen. Seine Ölgemälde wirken anarchisch, stecken inhaltlich und formell voller Brüche und bewirken dadurch Irritation.
Rudi Kargus gelingt die Inszenierung von Figur und Raum, so dass beides gleichermaßen Bedeutung erhält. Wenn Rudi Kargus vom „Plan seiner Malerei“ spricht, beschreibt er einen formalen Bildaufbau, den er sich zunächst als Konstrukt durch Collagen erschafft. Bei der Umsetzung im Malprozess greift er in die Vorlage ein und zerstört das Konstrukt. Ein unbewusster, intuitiver Prozess, bei dem seine Hand den Pinsel ohne Ratio regiert – die Ratio tritt in diesem Moment in den Hintergrund.
Die eindrucksvolle Faszination seiner expressiven Bilder ergibt sich aus einer Diskrepanz zwischen scheinbar chaotischer Anordnung und romantischer Stimmung, der sich der Betrachter kaum entziehen kann. Die Philosophie des Künstlers Rudi Kargus, die von ihm als seine „Haltung zur Malerei“ charakterisiert wird, ist ohne intellektuellen Überbau. Er verzichtet strikt auf allegorische Raffinessen und narrative Elemente. Deutlich erkennbar wird sein eigener, kraftvoller Duktus – Spachtelungen und Übermalungen sind ihm wichtig im Gegensatz zu glatten Oberflächen. Im übertragenen Sinn wird sein persönlicher Gegenentwurf zur „glatten Zeit“ hierdurch offensichtlich.
Rudi Kargus Werke dienen als Botschaft einer gesellschaftspolitischen Aussage. Den Künstler interessieren die Brüche und Risse unserer Gesellschaft – auch in der Darstellung seiner Kunst! Wir können dankbar sein, einen Menschen wie Rudi Kargus in seiner künstlerischen Entwicklung zuzuschauen. Waren wir am Anfang gespannt und neugierig, so erkennen wir nun eine künstlerische Meisterschaft – die uns in ihren Bann zieht und der wir gerne folgen möchten.
Katharina Mokross & Thomas Holthoff
Oktober 2016
Francis Bacon in: ›Gespräche mit Francis Bacon‹ von David Sylvester, Prestel Verlag 2009
„… Eines der Dinge, die ich stets zu analysieren versuche, ist, warum der Aufbau eines Bildes, das man haben will, wenn er sich auf irrationale Weise ereignet, viel stärker auf das Nervensystem einwirkt, als es der Fall ist, wenn man vorher weiß, wie man es macht. Warum ist es möglich, die Wirklichkeit einer Erscheinung auf diese Weise mit größerer Gewalt zu erfassen als bei rationalem Vorgehen? Vielleicht kommt es daher, dass das Bild, wenn sein Werden instinktiver geschieht, unmittelbarer wirkt.
VITA
1952 geboren in Worms am Rhein
1971–89 Profifußballspieler beim Hamburger SV und anderen Vereinen
seit 1996 intensive Beschäftigung mit der Malerei, diverse Schulungen bei
verschiedenen Dozenten, u.a. Prof. Lüpertz
seit 1997 enge Zusammenarbeit mit dem Kunstdozenten Jens Hasenberg