Katharina Wilke

Wie würden Sie ihre Kunst beschreiben?
Zwei Dinge interessieren mich. Zum einen abgelegte Sachen nochmals zu benutzen. Alte Bilder, Dias, auf denen das Leben aus den 60er / 70er Jahren dargestellt wird. An den Bildern, die die Grundlage meiner Kunst bilden, mag ich diese oftmals dargestellte alltägliche Absurdität. Witzige, ironische Schnappschüsse, die sich an andere ästhetischen Regeln halten. Zum anderen interessiert mich die damalige Verortung der Handarbeitenden Hausfrauen im stillen Kämmerlein, denen wenig
zugetraut wurde. Schon gar nicht, dass Handarbeit nicht nur ein Handwerk, sondern weitaus mehr sein kann, aber vor allem keine weibliche Attitüde.
Das möchte ich verbinden, möchte private Dinge, die achtlos zur Seite gelegt wurden, sichtbar machen, der Öffentlichkeit zeigen. Und das Sticken raus aus der heimatlichen Umgebung holen.

Und warum dann die Stickerei?
In den 60er / 70er Jahren begann die Welle der Emanzipation, die Frauen gingen raus. Wenn Sie so wollen gibt meine Stickerie den Motiven eine Seele, macht aus arg sorglos weggeworfenen Dias, ein Unikat. Ich emanzipiere die Bilder, die Frauen auf meine Art.

Viele ihre Arbeiten sind unverkäuflich, selten sind Arbeiten von Ihnen zu erwerben. Warum ist dies so?
Ich schaffe nicht bewußt Knappheit, aber ich möchte dass mich einige Arbeiten begleiten. Einige Arbeiten tun dies sehr lange, manche sicherlich ein Leben. Ein Bild liest sich für mich wie ein Tagebuch, ich weiss genau wann, wo und wie ich gearbeitet habe.

Gibt es einen Künstler, den Sie Vorbild nennen würden?
Nein, dass gibt es nicht. Einen Künstler, den ich sehr mag, ist Martin Parr. Seine Ironie und seine
einzigartige Bildsprache begeistern mich sehr.

Ich las vor kurzem in der Presse einen bemerkenswerten Satz über ihre Arbeiten. Wie lautet der gleich nochmal bitte.
Übereinanderlappende Jahrzehnte, zusammengefügte Ebenen und Techniken ergeben ein Ganzes
- welches im Gegensatz zu der Schnelligkeit und Technik der Gegenwart - in minimaler Geschwindigkeit durch Handarbeit mit Wolle und Garn geradlinig überschwemmt wird.

Thomas Holthoff im Gespräch mit Katharina Wilke, 2013

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