07. Oktober – 31. Dezember 2022
Amelie Guth
I would prefer not to
Ein persönlicher Brief
Liebe Künstlerin,
wir lernten uns durch unsere gemeinsame Freundin Christiane Rantzau kennen – zu diesen Zeiten, über die wir noch lange sprechen werden. Ich war gleich gefangen von deiner Ausstrahlung und kindlichen Neugier. Als gute Gastgeberin wusstest du den Abend zu gestalten; ich fühlte mich ein wenig wie ein kleiner Junge – staunend und selt- sam der Zeit entrückt. Denn neben deiner Person war da diese Vielzahl von Bildern an deinen Wänden. Von allen Seiten wurde ich betrachtet, die Arbeiten suchten vom ersten Augenblick unseres Zusammentreffens geheimnisvoll den Kontakt mit mir. Ja, ich gebe es zu, nach einer sehr kurzen Zeit war ich auch schon mitten drin – in deinen Bildern und deiner Bildwelt.
Wenn ich heute – fast zwei Jahre nach unserem ersten Zusammentreffen – diese Zeilen schreibe und im geschützten Raum der Galerie vor mir deine Bilder an der Wand stehen, überkommt mich ein stolzes und sehr glückliches Gefühl. Denn mit deiner Kunst, die- sem Katalog und vielleicht auch diesen Worten wird das passieren, was deine Kunst schon so lange verdient hat! Hinaus damit an die öffentliche Wände, hinaus damit zu den neugierigen Blicken der Anderen, hinaus damit an die Wände einer Galerie!
Denn – ich weiß du wirst dies jetzt bescheiden zurückweisen – deine Begabung und Exzellenz ist in jedem deiner Bilder zu erkennen. Du malst als Künstlerin nicht bloß das Abbild einer Person oder einer Situation – vielmehr geht es dir um eine Anekdote dahin- ter, einem vielleicht nebensächlichen Ausdruck, der dem Bild seine besondere Note gibt und der geschickt durch dein Spiel mit kräftiger Farbe pointiert wird. Auf diesem Ansatz deiner Bildwelten darf der Betrachter, die Betrachterin seine und ihre eigene Interpretation finden; daraus darf sich alles Weitere ergeben.
Und dann der Titel der Ausstellung. Ich weiß genau wie ich dir von Hermann Melville be- richtete. Seit acht Jahren habe ich einen Literaturclub – ein Treffen im Oktober 2015 hatte dieses kleine, so feine Buch zum Inhalt. Geschrieben 1853, stellt es keine Fragen über das Warum, sondern beschreibt auf liebevolle Weise das Verweigern und wurde somit zu einer Figur der Moderne! Für mich war dieser Titel – lieber Herr Melville, ich hoffe, es ist in Ordnung Bartleby an dieser Stelle zu zitieren – so passend, was deine Person und deine Kunst betrifft.
I would prefer not to
Lass es uns ein wenig so halten wie Bartleby, lass uns verweigern und ganz auf unsere Weise in diese Welt schauen. Lass uns nicht fragen nach dem Aussen und der Bewertung. Lass uns – und damit meine ich vor allem deine Person und deine Kunst – gewiss sein, Aussergewöhnliches zu leisten. Und das es sich lohnt diese wundervolle Ausstellung zu besuchen und in deine Bildwelten einzutauchen.
Dein Galerist